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ShuiDao
Praxis für chinesische Medizin und Akupunktur

Erstanamnese

Der Therapeut muss einen neuen Patienten zuerst kennen lernen, bevor behandelt werden kann. In einem Erstgespräch verschafft er sich einen Eindruck von den Lebensumständen des Patienten. Er versucht, die Entwicklungsgeschichte des Menschen, der nun vor ihm sitzt, nachzuvollziehen. Daraus lässt sich dann erahnen, wie sich Symptomatiken entwickelt haben mögen. Ebenso wichtig ist auch, dass der Patient seinen Symptomen und seinem Gefühl von Unwohlssein Raum geben kann. Der Name der Krankheit interessiert den Therapeuten wenig, sondern viel mehr, wie erlebt dieser Patient seine individuelle Erkrankung. Es ist die gemeinsame Suche nach dem Menschen, der sich hinter dem Wort Patient verbirgt. Wer ist mein Patient wirklich, was lebt er aus und was fehlt ihm, um ausgeglichen und glücklich zu leben?

Die indianische Schamanin Oriah Mountain Dreamer drückt es so aus:

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Es interessiert mich nicht, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.

Ich möchte wissen, wonach du innerlich schreist und ob du zu träumen wagst, der Sehnsucht deines Herzens zu begegnen.

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.

Ich will wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um deiner Liebe willen, um deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.

Ich will wissen, ob du den tiefsten Punkt deines eigenen Leids berührt hast, ob du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.

Ich will wissen, ob du mit dem Schmerz dasitzen kannst, ohne zu versuchen ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.

Ich will wissen, ob du mit Freude dasitzen kannst, ob du mit Wildheit tanzen und dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst, von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen, ohne dich zur Vorsicht zu gemahnen, zur Vernunft und ohne die Grenzen des Menschseins zu bedenken.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du erzählst, wahr ist.

Ich will wissen, ob du jemand enttäuschen kannst, um dir selbst treu zu sein. Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht deine eigene Seele verrätst. Ich will wissen, ob du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.

Ich will wissen, ob du mit dem Scheitern leben kannst und trotzdem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Mondes rufst: "Ja!"

Es interessiert mich nicht zu erfahren, wo du lebst und wie viel Geld du hast.

Ich will wissen, ob du in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.

Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem du gelernt hast.

Ich will wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt.

Aus diesen Informationen, gemeinsam mit den Befunden durch die diagnostischen Techniken lässt sich dann eine Behandlungsstrategie entwickeln.

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Diagnostische Techniken

Mit den Diagnosemethoden der Chinesischen Medizin sind Störungen im Organismus oftmals bereits erkennbar, bevor sie sich endgültig als Krankheit manifestieren.

Jede Akupunkturtherapie muss mit Hilfe gründlicher Pulsdiagnose durchgeführt werden, denn die umfassende Kenntnis des körperlichen und seelischen Gesamtzustandes ist Voraussetzung, um auf dieser Basis die Akupunkturpunkte speziell für jeden Patienten wirksam auszuwählen und erfolgreich einzusetzen. Die Veränderung der Pulsqualität während der Behandlung gibt Aufschluss, ob die Behandlungsstrategie des Therapeuten korrekt ist. Eine Akupunkturbehandlung ist dann erfolgreich beendet, wenn alle Pule in ihrer Qualität miteinander wieder in Harmonie sind.

Zusätzlich eingesetzt wird die sog. Hara-Diagnose der Bauchdecke. Krankhafte Fülle oder Leere im Energiesystem zeigt sich an einer tastbaren Empfindlichkeit oder Veränderung an entsprechenden Hautzonen. Auch die Veränderungen der Haut und des Gewebes entlang der Leitbahnen am ganzen Körper führt uns auf die Spur der Entstehungsgeschichte Ihrer Erkrankung.

Während die Pulsdiagnose den aktuellen Status des Patienten widerspiegelt, erkennt der Therapeut anhand der Zungendiagnose eher langfristige Zustände, die zur Auswahl der Kräutermedizin wichtig sind. Dabei wird Form und Farbe des Zungenkörpers und des Zungenbelages beurteilt. Stark färbende Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Nikotin, Lakritze und rote Beete verfälschen hierbei das Bild. Die Zunge ist für den Kräutertherapeuten das wichtigste Diagnostikum, für mich liefert sie zusätzliche Information.

Viel stärker, als wir das von unserer Medizin kennen, setzt der Therapeut in der Chinesischen Medizin vor allem aber seine Sinne ein:
Durch intensives Betrachten, Hören, Riechen, Erfragen und Tasten kommt er zu einer umfassenden Diagnose und individueller Betrachtung des Gesamtzustandes. Persönliche Empfindungen und die Gefühlswelt des Patienten bezieht er dabei ebenso ein wie das physische Erscheinungsbild sowie akute und chronische Krankheitssymptome. Dieses aktive Zuhören und genaue Beobachten machen den entscheidenden Unterschied aus zwischen dem Handwerk und der Heilkunst.