Die drei Sommermonate werden durch die Energie des Feuers belebt, und stehen in Zusammenhang mit Wachstum, Blüte und Reifen. Das Herz-Qi ist erfüllt von Feuerenergie. Der zugeordnete Geschmack ist das Bittere. Im Kontrollzyklus der Beziehung zwischen den Wandlungsphasen kontrolliert Feuer das Metall. Metallenergie regiert die Lungen, und der zugeordnete Geschmack für das Netzwerk der Lungen ist das Scharfe. Während der Sommerphase sollte man daher bittere Speisen reduzieren, aber den scharfen Geschmack zur Nährung der Lungen bevorzugen. In dieser Zeit sollte man auch den Klang "haaaaa" erzeugen, um stagnierendes Herz-Qi zu bewegen, sowie "shhhh", um dessen Bewegung zu harmonisieren.
Wenn die Sommerhitze ihren Höhepunkt erreicht, neigt das Verdauungssystem leicht zu Erkältung, die sich in Form von Durchfällen äussert (Reise-Diarrhoe, sog. "Montezumas Rache"!). Während dieser Zeit ist es sogar besonders ungünstig, einen solchen Kälte-Durchfall zu bekommen, weil der Körper damit wertvolles Yin-Qi verliert (das Yin-Qi ist aber gerade zur Kühlung des Organismus wichtig). Kommt es zu einem solchen Durchfall, sollte keinesfalls mit ausleitenden Massnahmen therapiert werden. Stattdessen kommen besser schweisstreibende Kräuter zum Einsatz. Noch besser ist natürlich diese Erkrankung und andere damit zusammenhängende Symptome ganz zu vermeiden, in dem gerade während der Sommerhitze wärmende Speisen gegessen werden. Während der Sommersonnenwende beginnt die winterliche Yin-Energie ihre erneute Rückkehr, wenn auch erstmal im Verborgen zur mitternächtlichen Stunde. Zur Unterstützung sollte man deswegen in der Sommerzeit ein tonisierendes Dekokt für die Nieren zu sich nehmen. Das Herz ist am überlaufen zu dieser Zeit, aber die Nieren haben ihre schwächste Phase. Trotz aller Hitze ist es unpassend, sich den Bauch mit (eis-)gekühlten und kühlenden Speisen, kalten und gesüssten Getränken, kalten Nudeln und kühlendem Getreide vollzuschlagen. Das würde zu Kälte im Verdauungstrakt führen, die Folge sind die typischen sommerlichen (infektiösen) Magen-Darm-Infektionen bis hin zu Cholera. Aus den gleichen Gründen, weil eben im Abdomen bereits starkes Yin-Qi präsent ist, sollten sehr Yin-reiche Nahrungsmittel ebenso gemieden werden, z.B. Auberginen, Sommerkürbis, Rohkost! Diese können sonst sehr leicht zu Nahrungsmittelstagnation mit Übelkeit führen. Alte Menschen und Patienten, die zu Schleim-Hitze-Erkrankungen aufgrund einer Kälte-Konstitution neigen, sollten diese Prinzipien verinnerlichen und solche Speisen konsequent meiden.
Aus den gleichen Gründen sollte man vor der Sommerhitze nicht in überfüllte und stark belebte Orte flüchten. Auch wenn man dort sicher erst mal Kühlung findet, z.B. unter einer Markise, in Korridoren, in Bereichen mit Klimaanlagen, in zugigen Bereichen, so bergen diese Bereiche alle die Gefahr, dass schädigender Wind in den Organismus eindringen kann. Stattdessen sollte man sich einen sauberen und weitläufigen Bereich suchen, oder die reine Yin-Energie eines offenen Gewässers, um so natürliche Kühlung zu finden.
Fast noch wichtiger ist es zur Sommerzeit, seine Atmung zu regulieren und das Herz zu beruhigen. Die Vorstellung von Eiskristallen in Herz oder Magen würden eher die Hitze dort richtig aufflackern lassen, statt sie zu vermindern (auch die eiskalte Dusche bei Hitze regt die Blutzirkulation an, in Folge wird einem nach der ersten Abkühlung danach noch wärmer). Es ist keineswegs so, dass heisse Dinge immer die Hitze weiterhin fördern. Machen Sie es sich zur Angewohnheit, während der Sommermonate gerade warme Tonika einzunehmen, um einen ruhigen Qi-Fluss zu gewährleisten. Nehmen Sie ausserdem wärmende Getränke und Speisen zu sich, essen sie kleinere Portionen, dafür öfters. Trinken Sie Zimttee, gekocht mit Amomum(?), trinken Sie abgekochtes statt frischem Wasser, und vermeiden Sie fettig-ölige Speisen und fettige tierische Produkte.
Schlafen Sie weiterhin nicht direkt unter dem Licht der Sterne und dem Mond. Sie sind im Freien direkt dem Wind ausgesetzt. Auch wenn dies zu Anfang eine willkommene Erfrischung zu sein scheint, kann der Wind tief in die Poren eindringen, die durch die Wärme geöffnet sind. Diese Art der Wind-Invasion provoziert ausgesprochen unangenehme Symptome. Wenn sich z.B. jemand nach einem kalt-kühlen Abendessen mit verschwitztem Körper an einem derart ungeschützten Ort zur Nachtruhe begibt, entstehen leicht Syndrome durch Wind-Blockade mit Taubheitsgefühlen in Armen und Beinen, Sprachstörungen, und Lähmungen (westl. Schlaganfallgeschehen, Neuralgien z.B. des Trigeminus, etc). Natürlich bekommt nicht jeder gleich diese Symptome, der eine ist anfälliger, einem anderen scheint dies nichts auszumachen. Eine Erklärung dafür wäre, dass ein junger, vor Gesundheit strotzender Mensch, der sich so während des Vollmondes verhält, von den natürlichen, kosmischen Kräften unterstützt wird und höchstwahrscheinlich symptomlos bleiben wird. Macht aber eine geschwächte, ältere Person dasselbe zur Zeit des Neumondes, wenn die natürlichen Kräfte dieses unangemessene Verhalten nicht ausgleichen können, sondern stattdessen zusätzlichen Stress auf das Immunsystem bewirken, dann wird derjenige wahrscheinlich mit Konsequenzen rechen müssen.
Der Kopf ist der Treffpunkt aller Yang-Leitbahnen, und deshalb sollte er vor allem vor Windeinfluss gut geschützt werden. Gerade auch im Schlafzimmer sollten Sie Zugluft über dem Bett, v.a. am Kopfende vermeiden, um gesund zu bleiben. Während der Sommermonate ist es förderlich, täglich 100-200 Male die Kopfhaut zu bürsten. Hierbei sollten sie eine gute Bürste verwenden, um die Kopfhaut nicht zu verletzen, ausserdem sollten Sie dies an einem windstillen Platz machen. Diese einfache Technik vertreibt Wind aus den Leitbahnen und klärt die Augen.